Lange hatte sie gestarrt, dann war eine neue Welle von Wehenschmerzen über sie hereingebrochen, so wie eine tosende Sturmflut, die eine Küste verwüstet und alles, Stock und Stein und Menschen mit sich reißt, um sie zur ersäufen. Tatsächlich hatte Mariam für einige Zeit nach Luft schnappen müssen, noch eine ganze Weile lang, nachdem die Schmerzwelle ihr Bewusstsein überschwemmt hatte und sie wieder aus der See ihrer Empfindungen aufgetaucht war.
Die Wehen kamen in immer kürzeren Abständen. Es kann nicht mehr lange dauern, dachte Mariam.
Fuck!
Ihr Kind würde bald geboren werden, und draußen waren noch immer die Wölfe, die sich so seltsam benahmen. Und Rolf war noch immer nicht hier. Und noch hatte sie einen prallen Bauch, konnte sich kaum rühren. Und wenn das nicht mehr so wäre, wenn ihr Kind geboren wäre, wenn Mariam es endlich hinter sich haben würde, dann würde sie erschöpft sein, entkräftet und wehrlos. Und auch ihr Kind würde dann wehrlos sein und nur die Tür würde es vor den Tieren beschützen. Die Tür, die bereits jetzt … nein. Nein, die Tür würde halten. Ganz bestimmt. Mit Sicherheit. Auf jeden Fall würde die Tür halten, denn sie musste schlicht und einfach.
Die Schmerzwelle hatte Mariam auf den Rücken geworfen und sie setzte sich wieder auf, um aus dem Fenster zu sehen. Sie keuchte. Ihre Atmung ging schnell und flach.
Es war inzwischen nicht viel dunkler geworden. Die Zeit war ihr länger vorgekommen, die Zeit in der die Schmerzen in ihrem Unterleib sie wehrlos gemacht und ihren gesamten Geist eingenommen hatten. In Wahrheit konnte der ganze Vorgang höchstens wenige Minuten gedauert haben. Die Tiere waren noch immer draußen vor der Hütte. Noch immer saß dass größte Tier weiter hinten, beobachtete seine Artgenossen und die Hütte, und noch immer bewegte es sich nicht.
Doch! Da! Es drehte den Kopf einmal hin und her, als würde es auf etwas warten und danach Ausschau halten.
– Unlektorierte Erstversion
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