Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 56 Für den Bruchteil einer Sekunde

Die Gestalt wiegte sich in den Hüften hin und her, ebenso wie vorhin, als sie versucht hatte, Rolfs Schuss auszuweichen. Auch diesen Bewegungen haftete etwas vorgebeugtes, etwas geducktes, ja, etwas tierisches an. Zusätzlich hing die verletzte Schulter schief herab, was erlärte, warum der Mann gerade eben nicht in den Kampf eingegriffen hatte. Da floss auch Blut und tropfte warm in den Schnee. Dennoch war Rolf sich bewusst, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde.
Jetzt kam es auf sein Glück an, und er würde viel davon brauchen, denn ein geübter Speerwerfer würde ihn auf diese Distanz nicht verfehlen und er hatte keinen Grund zur Annahme, dass es sich bei seinem Gegner nicht um einen geübten Speerwerfer handelt. Ein ungeübter Kämpfer hätte mit einer solchen Schulterverletzung schon längst das Weite gesucht.
Rolfs Gedanken rasten und mit hektischen Blicken versuchte er herauszufinden, wie groß die Gefahr war, in der er sich befand. Was hat der Speer für eine Spitze? Er konnte es nicht sehen, sie war auf ihn gerichtet. Heller war sie. Heller als der Rest des Speeres, aber Rolf glaubte nicht, dass sie aus Metall war. Knochen? Das wäre gut. Besser auf jeden Fall, als eine Spitze aus Stahl. Vielleicht könnte es ihm gelingen, den Wurf mit der Maschinenpistole abzu…
Von hinter der Gestalt her raste ein beinahe hüfthoher, dunkler Schatten heran. So plötzlich er aufgetaucht war, so schnell war er auch schon wieder aus Rolfs Blickfeld verschwunden. Dann noch einer und noch einer und dann ein vierter.

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Wölfe!
Der vierte schaffte es nicht ganz vorbei.
Er stieß Rolfs Gegner an, brachte ihn aus dem Gleichgewicht, gerade im letzten Moment. Erst dann verschwand auch er aus Rolfs Blickfeld. Der Speer zischte an Rolf vorbei und landete zwei Dutzend Meter hangabwärts mit der Spitze voran im Schnee.
Für den Bruchteil einer Sekunde sahen sowohl Rolf als auch sein Gegner den Wölfen nach. Es sah so aus als würden die drei hinteren Tiere das vordere verfolgen. Ein seltsames Bild und …
Rolf hob die Waffe und schoss der Fell-Gestalt dorthin, wo er die Stirn vermutete.
Die Kugel in traf genau dort, wo Rolf es visualisiert hatte.
Der Gegner fiel.
Mühsam erhob sich Rolf, blickte sich um.
Ja. Er hatte alle drei erwischt.
Hab doch gesagt, ihr kommt nicht in die Nähe der Hütte.
Ein toter hangabwärts. Einer links von ihm und einer rechts. Vier Kugeln. In der Hütte musste er zählen, wie viele er noch hatte. Aber dazu muss der erst einmal zur Hütte gelangen. Und was war das mit den Wölfen gewesen? Rolf drehte sich um, um den Tieren nachzusehen, wobei er innerlich kopfschüttelnd versuchte, sein rasendes Herz unter Kontrolle zu bekommen.
Nicht dass es stach oder schmerzte. Nein. So weit war er dann doch noch nicht. Aber es hämmerte und trieb ihm laut pochend das Blut durch den Körper. Das konnte er nicht gebrauchen. Es lenkte ihn ab.
Er warf einen Blick auf den Gamsbock.
Noch da.
Gut.
Und sein Messer?

Er brauchte eine ganze Weile, bis er es wiedergefunden hatte. Aber angesichts einer Welt wie dieser und da er nun wusste, dass die Wölfe anderes zu tun hatten, als vor der Hütte herumzulungern brachte er die nötige Zeit auf.

– Unlektorierte Erstversion

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