Geist der Gleise – Harte Endzeit-Action Online Lesen 9

Ihm fiel auf, dass sie sich nicht alle an das „Keine-Schusswaffen“-Gebot hielten, dass ihnen ihr Kardinal Da Silva auferlegt hatte, denn manche von ihnen trugen Gewehre bei sich. Ob das diejenigen waren, die sie aus ihren Verbündeten rekrutiert hatten und es ihnen für den Moment noch durchgehen ließen, oder ob ihr Erfolg bei der Schlacht um den Bahnhof ihre Haltung zu Da Silvas „Evangelium der neuen Welt“ hatte etwas lockerer werden lassen, konnte er nicht sagen. Nur, dass diese Tatsache seinen Plan erheblich erschweren konnte.
Er zählte sechs Gewehre, dreizehn Bögen, drei mit Wurfspeeren und noch ein paar ganz ohne sichtbare Distanzwaffen.
Der Plündertrupp kehrte erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit in den Bahnhof zurück. Ihre Beute war recht kläglich ausgefallen, und zwei Mann fehlten. Vermutlich ein interner Disput.
Das kam vor.
Als die Nacht dann ganz hereinbrach, machte Rolf sich auf den Rückweg in sein Versteck, wo er weiter über seinen Plan nachdachte.
Der war im Kern höchst simpel.
Man könnte ihm mit einem einzigen Wort beschreiben.
Dezimieren.
Er sagte es laut vor sich hin, als er sich unter seiner Decke auf dem Bett ausgestreckt hatte.
De-zi-mie-ren.
De-zi-mie-ren.
De-zi-mie-ren.
Es hörte sich gut an, dieses Wort.
Der Plündertrupp wäre morgen als erstes an der Reihe. Dann die Tunnel. Er durfte später die Tunnel nicht vergessen. Und er brauchte noch mehr Krähennester. Vielleicht auch ein paar Maulwurfsbauten.

«Bitte, bitte nicht!», flehte die Frau, die bei ihrem Trupp nur als „die Walküre“ bekannt gewesen war, als sie vor Christiano kniete, der das Oberkommando über die heiligen Truppen in Frankfurt hatte.

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«Bitte nicht bestrafen! Wir hatten doch keine Chance! Es war wie bei den anderen in dieser Woche. Explosionen, überall Nebel und Rauch, dann die Schüsse und eine Sekunde später lag die Hälfte meiner Leute tot oder sterbend am Boden. Dann wieder Schüsse, und dann war er über uns. Esteban hat einen Speer nach ihm geworfen, aber er ist einfach abgeprallt. Er hat den Speer aufgehoben und Esteban damit durchbohrt. Esteban, und dann die, die noch am Leben waren.»
«Und was hast Du getan, Walküre?»
Christianos Stimme war sanft und weich, aber Walküre wusste, dass das nur Show war. Christiano war der Übelste von allen. Und Feige noch dazu. Die Schlacht um den Bahnhof hatte er aus sicherer Entfernung beobachtet, seinen Liebling, den Hundemann vorgeschickt und war erst aufgetaucht, als sie und die anderen alles gesichert und die Ungläubigen entweder getötet oder zusammengetrieben hatten. Es machte Walküre rasend, dass sie so einem feigen Wichser Rede und Antwort stehen und vor ihm zittern musste. Aber so war es eben. Demütig sie hielt ihren Kopf gesenkt und ihren Blick auf den Boden gerichtet.
«Ich habe mich tot gestellt. Der Geist ist an mir vorbei gegangen. Ein riesiger Kerl. Dann hat er Maurice und diesen Neuen, Gerhard, erledigt. Beide durch den Hals gestochen. Und dann war er wieder weg. Ich … ich habe noch gewartet, um sicher zu sein, dass er wirklich nicht mehr da war, dann bin ich sofort hierher zurückgerannt.»
Stille.
Schließlich:
«Das hast Du gut gemacht.»
Christiano überlegte einen weiteren Moment.
«Ich werde Dich nicht bestrafen. Du darfst aufstehen.»
Die Erleichterung war Walküre anzusehen, obwohl sie versuchte, ihr Gesicht in eine gleichmütige Maske zu verwandeln.

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