Gerda Z – Zombie-Horror Online Lesen 2

Gerda

Sie spähte aus dem westlichen Fenster ihrer kleinen Wohnung nach unten. Draußen war nichts zu sehen. Die zweispurige Straße mit den Straßenbahnschienen in der Mitte lag verlassen und leer da. Aber sie wusste, sie waren dort unten. Die Dinger. Sie waren hungrig und sie waren auf der Jagd. Das waren sie immer, auch wenn es Gerda so vorkam, als wären sie in letzter Zeit langsamer geworden. Und dürrer. Ein gedämpfter Schrei drang heran. Eine Frau. Irgendwo dort im Wohnblock gegenüber, auf der anderen Seite der Gleise.
Dumm gelaufen. Gerda ging vom Fenster weg und setzte sich wieder.
Sie hätte nicht schreien sollen, die Frau. Das würde nur noch mehr von ihnen anlocken. Statt endlich ruhig zu sein, schrie die dumme Kuh gleich nochmal laut und schrill.
So ein blödes Stück, dachte Gerda und wuchtete ihren Körper aus dem alten Ohrensessel hoch. Die offensichtliche Blödheit der Frau ärgerte sie.
Noch immer bewahrte sie ihr Essen im Kühlschrank auf, obwohl es schon längst keinen Strom mehr gab. Sie ging in die Küche und öffnete die Kühlschranktür. Für heute würde es noch reichen, sie waren sparsam gewesen, aber früher oder später würde sie nach draußen gehen müssen. Im Penny-Markt zwei Straßen weiter war noch genug zu holen, überlegte sie. Maximilian würde hungrig sein, wenn er aufwachte.
Sie ging in den Flur und lauschte, ob sie aus dem dunklen Schlafzimmer ein Geräusch zu hören war.
Momentan war er ruhig. Sicher schlief er.
Vorhin hatte sie ihm einen Kuss zugehaucht und ihn zugedeckt.

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Das musste reichen. Er schlief viel und gerne. Etwas zu gerne für ihren Geschmack. Seit jeher, aber besonders seit dieser ganze Mist angefangen hatte. Konnte es nicht ertragen. Er war schon immer zu weich gewesen. Deswegen hatte es auch immer nur für eine kleine Wohnung gereicht. Nie für ein Haus.
Jetzt überließ er es ihr vollends, sich um alles zu kümmern.
Sie seufzte.
Sie sollte losgehen, bevor es dunkel wurde.

Herr Richter

Dicke Kleidung war wichtig, das wusste Gerda. Sie schützte vor den Zähnen. Trotzdem fühlte sie sich jetzt, wo sie so dick eingepackt war beinahe so unförmig wie vor dem Ausbruch. Ein Gutes hatte das ganze ja. Sie war ein paar von ihren überflüssigen Pfunden losgeworden, in den letzten Monaten. Wenigstens das. Drei Paar Leggings hatte sie angezogen und darüber trug sie eine von den Arbeitshosen, die Maximilian immer in der Schreinerei angehabt hatte. Zum Glück waren sie beide ziemlich groß gewachsen und kräftig, so dass ihr seine Kleidung ganz gut passte. Wann er wohl wieder mit Holz würde arbeiten können? Er liebte das Schreinern doch so sehr. Und sie liebte es, den Duft von Sägespänen an ihm zu riechen, wenn er von der Arbeit kam.
Hatte es geliebt.
Es würde wohl nie wieder so sein.
Nein, die Welt war unwiederbringlich den Bach runtergegangen. Zwei Stockwerke tiefer lag Herr Richter im Treppenhaus, und von dort waren es noch vier Absätze bis zur Straße.
Sie hatte es tun müssen. Der Versicherungsvertreter war immer nett gewesen. Freundlich. Sauber. Aber Gerda hatte den Biss an seinem Hals gesehen, als sein cremefarbener Schal verrutscht war.

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