NACHWELT 2030 – Im Herzen des Winters 1-2 – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen

Obwohl es hier unter dem Überhang wirklich unnatürlich warm war, zog Rolf nun doch wider den Reißverschluss seiner Winterjacke zu und band sich umständlich seinen löchrigen Schal über die untere Hälfte seines Gesichts. Besser als nichts.
Bruchzone, ging es ihm durch den Kopf. Ja, dieser Bereich, in dem er sich befand, musste noch zu der Bruchzonenebene weiter oben gehören, wo er das Flugzeug und die Kirche mit den schiefen, geschmolzenen Wänden gesehen hatte. Das war für sich genommen schon beunruhigend genug. Man konnte nie wissen, mit was für Phänomenen man sich in einer Bruchzone herumschlagen musste. Die Welt war noch immer instabil und launisch, gerade was spontane Erdbewegungen anging. Vermutlich rührte die Wärme hier von vulkanischer Aktivität her. Rolf knurrte leise. Auf diese Art von Bedrohung konnte man nicht schießen. Aber … aber vielleicht hatte die Sache hier doch etwas Gutes, dachte er, als sein Blick auf eine ganz bestimmte Stelle an der Felswand fiel. Die Pilze, die ihm schon vorher aufgefallen waren, wuchsen hier in großer Zahl, dicht beieinander, so dass sich am Fels eine Art Geschwür gebildet hatte. Rolf ging näher heran, schnupperte vorsichtig. Ja, ein Teil des ekelerregenden Fäulnisgeruchs kam von diesen Pilzen, aber … aber als er näher herankam und noch einmal geschnuppert hatte … nein, diese Gewächse hatten zwar einen starken Eigengeruch, aber wenn er den Rest ausblendete, konnte man nicht sagen, dass sie schlecht rochen. Stark, das ja. Aber nicht wirklich schlecht. Rolf versuchte, sich an den Geruch zu erinnern, der auftrat, wenn man eine Dose mit Champignons öffnete, und verglich diese Erinnerung im Geiste mit dem Eigengeruch der Pilze hier. Nicht exakt identisch, und der Geruch hier war um ein Vielfaches stärker, aber es bestand eine gewisse … na ja … Familienähnlichkeit zwischen den beiden Sinneswahrnehmungen.
Rolf fasste sich ein Herz und riss drei der Pilzgewächse ab. Er steckte sie in die linke Seitentasche seiner Jacke. Probieren wollte er sie jetzt nicht. In der Situation, in der er sich befand, konnte er weder Übelkeit noch Dünnschiss gebrauchen. Aber wenn er wieder bei Mariam war, dann würde er erstmal eines der Gewächse unter erhöhten Vorsichtsmaßnahmen vor der Hütte über einem kleinen Feuer garen und dann einen Selbstversuch starten. Vielleicht hatte er hier wirklich eine brauchbare Nahrungsquelle entdeckt. Eine Nahrungsquelle noch dazu, die man nicht jagen musste, sondern einfach in großer Menge von der Felswand pflücken konnte. Natürlich war das kein Grund den Gamsbock entkommen zu lassen. Da wusste man wenigstens, was man hatte. Rolf ging weiter. Irgendwo und irgendwann musste der blöde Gambock doch demnächst mal verbluten.

– Unlektorierte Erstversion

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