Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 2.2

Heute aber, jetzt, wo Mariam die Wölfe beobachtete, die in der Tat näher an die Hütte herangekommen waren, hatte der weiße Schnee einen schwache Blaustich, wirkte noch kälter, schimmerte unwirklich.
Mariam zählte sechs der großen Tiere, die sich vor dem bläulichen Weiß des Schnees wie Schatten abzeichneten. Fünf der Wölfe hielten sich dicht beieinander, und Mariam konnte sehen, dass ihre Pfoten einige Zentimeter tief in die Schneedecke einsanken. Sie starrten aus etwa zwei Dutzend Metern Entfernung mit ihren, mal schwarzen und mal leuchtenden Augen zu Mariam zurück. Sie bekam eine Gänsehaut.
Das letzte, das größte der Tiere hielt sich weiter hinten. Es war nicht nur die räumliche Entfernung und die Größe, die es von den anderen Wölfen abhob. Wo die fünf Tiere weiter vorn sich unruhig umeinander bewegten, hin und wieder sogar nacheinander schnappten, da saß es ruhig, fast statuengleich auf den Hinterläufen im Schnee, den Oberkörper aufgerichtet. Kein Heulen, kein Knurren, keine unwillkürliche Bewegung. Still und starr saß es da und schaute.
Mariams Gänsehaut intensivierte sich. Sicher, auf diese Entfernung konnte man es nicht mit Sicherheit sagen, aber ihr war, als wäre ihr Blick für eine Sekunde am Blick des Wolfes hängen geblieben.
Schwachsinn, das redest Du Dir ein, sagte sie sich leise, und dann durchzuckte ein neuer Krampf ihren Unterleib, und sie konnte nicht anders, ließ sich rückwärts auf das kleine Bett fallen und hielt sich die straffe Wölbung ihres Bauches. Mehrere Minuten starrte sie an die Decke der Hütte. Hatte sich da etwas verändert? Eigentlich kannte sie inzwischen jede sichtbare Maserung des Holzes, jeden Riss, jeden Nagel und jede Schraube in- und auswendig. Aber jetzt, wo der Schmerz nur langsam, langsamer als zuvor zusammen mit ihrem Zittern nachließ, da war sie sich nicht sicher.
Als es endlich vorbei war, wurde ihr kalt. Die Hitze war langsam, zusammen mit dem Schmerz, aus ihrem Körper gewichen. Mühsam und ungeschickt zog sie sich die obere ihrer Decken wie einen Umhang um die Schultern, und ebenso mühsam stand sie auf.
Sie musste Holz nachlegen und die Waffen überprüfen.
Sie würde sicher keine Waffen brauchen, sagte sie sich. Die Hütte war zwar alt und es zog hier und da durch manche Spalten Kälte herein, aber im Großen und Ganzen war sie hier sicher. Und Rolf … tja, so wie Mariam ihn kannte, würde er kurzen Prozess mit den Tieren machen, sollten diese noch da sein, wenn er zurückkäme. Na ja … vielleicht nicht mit allen. Die, die schlau genug sein würden, nicht ihr Glück bei ihm zu versuchen und zu fliehen würde er verschonen, wenn er einen guten Tag hatte.
Haben wir eigentlich schon einmal Wolf gegessen?, fragte Mariam sich unvermittelt. Nein, sie konnte sich nicht daran erinnern.
– Unlektorierte Erstversion

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