Still trieb sie weiter auf dem Wasser, das nun nicht mehr warm und tröstlich war.
Da war jetzt eine Kälte. Eine Kälte, die das schuppige, stachelige Ding mit sich brachte. Es musste jetzt ganz nah sein.
Warum? Warum war das so? Warum existierte dieses Böse, das dort unten in der Schwärze auf sie lauerte?
Aber das war nicht wichtig, den die ersten Fäden des Dings streckten sich unter ihr nach oben, wanden sich ihr entgegen, ja, Mariam wusste, dass es die gnadenlose Gier in diesen Fäden war, die das Ding mit sich zog.
Die Kälte war beinahe unerträglich. Mariam wusste, dass ihr Leib zittern und sich winden wollte, dass ihre Lippen blau waren und sie eine Gänsehaut hatte.
Elende, elende Kälte.
Dann heißer Schmerz als die Fäden Maraims Leib berührten. Sie tasteten, suchten Zugang und es fühlte sich schrecklich an.
Ihren Rücken entlang nach unten. Ihre Beine entlang nach oben, zur Mitte hin. Auch an ihrem Hinterkopf spürte sie die Fäden tasten, wie gierige Finger, ebenfalls auf der Suche nach Zugang.
Nase. Mund. Augen und Ohren.
Wieder verebbte ihr Schrei ungehört.
Dann waren die Fäden in ihr.
Schlangenbrut, die sich überall in ihr wand, aber nicht willkürlich, nicht wie bloßes Nervenzucken, sondern zielgerichtet, getrieben von kalten, teilnahmslosen Gesetzen der Welt, die nichts und niemand aufhalten konnte.
So kalt und teilnahmslos dieser schreckliche Wille war, der die verdammten Fäden lenkte, so heiß und grell und allumfassend war die Pein, die diese verursachten, als sie in Mariams Leib weiter und immer wilder an- und wieder abschwollen.
Ihre Bosheit erfüllte Mariam, trieben ihr eigenes panisches Bewusstsein immer weiter zurück, übernahm ihren Körper, ließ ihn erbeben, zerriss Adern und Gewebe, ließ ihre Muskeln verkrampfen, wieder und wieder. Mariam fühlte Fasern ihres Körpers reißen, in ihrer Mitte, ganz tief in sich drin, fühlte Wärme, als Blut zu fließen begann, in ihr und aus ihr heraus.
Das Wasser um sie herum färbte sich rot.
Dann vereinigten sich die Fäden.
Der Schmerz wurde unvorstellbar, als sie sich von dem schuppigen und stacheligen Ding trennten, wie gewaltsam abgerissen.
– Unlektorierte Erstversion
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