Während Mariam spürte, wie Wesen träge davonschwamm, um dann in einigem Abstand zu warten, und sein Gesicht sich veränderte und vor ihrem panikirren inneren Auge verschwamm, fanden die Fäden in Mariams Mitte noch fester zueinander, bildeten ein hartes, pulsierendes, lebendiges Knäuel von dem sengende Hitze ausging, die Mariams Fleisch verschmorte und an ihm fraß.
Das Fadenknäuel schwoll an und ab, verwüstete Mariam, riss ihr Fleisch auf, höhlte sie aus, trieb etwas aus ihr heraus, und auf dem Weg nach draußen verwüstete der sengende Schmerz auch dort ihr Inneres und Mariam schrie und schrie und schrie, und noch immer war da niemand, der sie hörte und der ihr beistehen konnte.
Da war nur die Natur der Dinge.
Teilnahmslos.
Gnadenlos.
Und dann … dann war da noch ein Wesen. Ein Kleines. Ein Neues, und plötzlich konnte Mariam sich wieder rühren.
Noch während sie fühlte, wie die Schmerzen weniger wurden, wie die Fäden sich langsam entwirrten und sich dann ebenfalls aus ihr herauswanden und sich dann im Wasser auflösten, schwamm sie los, brachte sich zwischen das neue Wesen und das stachelige, bösartige Ding, damit es nicht an das neue, kleine Wesen herankam.
Nur dass das stachelige, bösartige Ding jetzt gar nicht mehr so bösartig aussah.
Das seltsame Gesicht war nicht mehr böse, nein … es schien … ja … eine seltsame Art von allen Dingen losgelöster Zufriedenheit auszustrahlen.
Mariam starrte es an, direkt in die tiefen, unmenschlichen Augen, in denen sie nun nichts mehr erkennen konnte, was sie hätte deuten können.
Langsam versank das Ding in der Tiefe und ließ Mariam und das neue Wesen allein.
* * *
Als Mariam ihre Augen öffnete, war es dunkel rings um sie herum. Aber das machte ihr keine Angst. Sie wusste, warum es dunkel war.
Sie hatte sich unter den Decken hervorgestrampelt. Dann hatte sie gefroren. Sie hatte den Lappen (?), den sie untergelegt hatte, um das Bett vor ihrem Geburtsblut zu beschützen einfach aus dem Bett und auf den Boden der Hütte geworfen. Für mehr hatte ihre Kraft nicht ausgereicht.
Dann hatte sie sich zugedeckt, mit allem, was sie hatte erreichen können, hatte sich ganz und gar zugedeckt.
Sich und ihren winzigen, nackten und blutigen und runzligen und wunderschönen Sohn, hatte sich um ihn herumgewunden, ihn an ihre Brust gelegt.
– Unlektorierte Erstversion
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