Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 3.4

Sie musste lächeln, als sie sich an den Hormonrausch erinnerte, an dieses Glücksgefühl, als er begonnen hatte, zu trinken.
Jetzt trank er nicht mehr.
Sie schreckte hoch, ihr Herzschlag setzte aus.
… trinkt nicht mehr.
Mit einer panischen Wischbewegung warf sie ihre schweren Decken zurück, damit sie … nein, er atmete noch.
Natürlich tat er das.
Mariam war ja unter den Decken auch nicht erstickt.
Das kleine Gesicht war nun wegen der plötzlichen Bewegung und dem Verlust der vorigen Geborgenheit wütend verzerrt.
So ist es gut.
Gleich würde er schreien.
Sie lächelte, dann verzog auch sie ihr Gesicht, hätte ebenfalls am liebsten geschrien, als ihr wunder und erschöpfter Körper verspätet und mit neuem Schmerz auf ihre impulsive Bewegung reagierte.
Die Geburt, der letzte Abschnitt, hatte nicht so lange gedauert, wie sie zunächst gedacht hatte. Im schwachen Dämmerlicht, das von den Fenstern her in die Hütte fiel, konnte sie das kleine runzlige Gesicht ihres Sohnes betrachten.
Den Mund, die kleine Nase und die gerade zornigen, blauen Augen. Sachte küsste sie ihren Sohn auf die feuchte Stirn.
Dann fühlte sie warme, klebrige Flüssigkeit aus sich herauslaufen, als sie mühsam und unter neuerlichen schmerzen aufstand und Holz nachlegt. Das Feuer war weit heruntergebrannt, sie musste es beinahe von Grund auf neu entfachen.
Ihre Mühen wurden von dem nicht enden wollenden Geschrei ihres Sohnes untermalt, das für Mariam war wie die schönste Musik, die sie jemals gehört hatte.
Seine Schreie bedeuteten, dass er lebte. Die Wut, die darin lag, bedeutete, dass er stark war.
Ich hätte ihn trotzdem sofort wieder zudecken sollen.
Sie kehrte zum Bett zurück, das nach allem möglichen stank. Sie wusste, sie sollte ihn saubermachen, seinen verklebten, kleinen Körper, mit abgekochtem Wasser und einem weichen, sauberen Tuch, aber das war ihr für heute egal.

Sie schützte ihn so mit ihrem Körper, wie sie es vorhin auch getan hatte, zog die Beine an und wand sich um ihn herum, bevor sie sich und ihr Kind wieder zudeckte.
Diesmal aber bedeckte sie ihren Kopf nicht und achtete darauf, dass auch er richtig Luft bekam.
Er hatte mit dem Schreien aufgehört, kaum dass er ihre nackte Haut wieder hatte fühlen können und er wusste, dass sie bei ihm war.
Sie.
Seine Mutter.

Mariam legte ihn behutsam ganz nah an ihre andere Brust und während er trank, sah sie nach schräg oben aus dem Fenster in den Himmel.
Sie konnte nur die Wolken sehen.
Blaugrau um vergehenden Licht des Tages. Die Wolken zogen schnell, wie von zornigem Wind getrieben und draußen vor der Hütte heulten die Wölfe wieder lauter.
– Unlektorierte Erstversion

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