Bei seiner ersten Einschätzung der örtlichen Gegebenheiten hatte er angenommen, dass der vergleichsweise kurze Abstieg zu der sanft nach oben und in Richtung Hütte ansteigenden Ebene ein Kinderspiel werden würde. Aber bei genauerer Betrachtung war er sich da gar nicht mehr so sicher. Er war an die Kante des Simses getreten und hatte nach unten gesehen. Es waren wohl doch eher fünf statt drei Meter. Scharfe Felszacken ragten aus der weiter unten auslaufenden Bergwand hervor.
Er warf einen Blick zurück den Sims entlang, in Richtung Höhle.
Den Höhleneingang konnte er der Biegung wegen, in der der Sims verlief, nicht mehr sehen. Auch sonst war da nichts. Na ja, da war die Stelle, an der die Pilze wuchsen, von denen er einige mitgenommen hatte. Die konnte er erkennen.
Immerhin.
Dann schaute er erneut nach unten, prüfte den Weg, den er nehmen wollte mit Blicken. Rolf durchdachte jeden Schritt und jede Bewegung, die zu machen war. Wenn er stürzen und sich etwas brechen würde, würde er in der Nacht erfrieren. Höchstwahrscheinlich zumindest.
Und wenn er nicht bald bei der Hütte wäre, dann würde Mariam sich auf die Suche nach ihm machen, spätestens am nächste Morgen. In ihrem Zustand. Sie würde sich für ihn in Gefahr bringen. Dieser Gedanke war noch schlimmer als der an seine eigenen, alten Knochen, die möglicherweise brechen würden.
Erneut wog er den Gamsbock auf seinen Schultern, wippte mit den Füßen, um das Gewicht zu beurteilen.
Er sollte das tote Tier hinunterwerfen und dann hinterherklettern.
Jup, so wäre es am Besten.
Allerdings musste er es dann vorher doch noch ausnehmen, auch wenn er das aus Zeitgründen erst bei der Hütte hatte tun wollen.
Ansonsten könnte der Aufprall dort unten die Eingeweide zum Platzen bringen, und dann wäre das Fleisch möglicherweise verdorben.
Er seufzte, legte den langsam steif werdenden Gamsbock ab und machte sich an die Arbeit.
– Unlektorierte Erstversion
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