Schließlich gelang es ihr, sich selbst zu sagen, dass es ihm gut ging. Er war satt und er hatte es warm. Konnte sein, dass es ihn irgendwo zwickte oder juckte oder unbequem war, oder dass ihm schlicht, der Kontakt zu ihr fehlte. Aber es ging ihm gut.
Er hat es warm …
Warm?
Mariam schaute zu dem Ofen hin. Ja, es war noch warm in der Hütte, aber das Feuer loderte und züngelte nicht mehr. Sie stand mühsam auf. Verdammt. Erst hatte der Bauch ihre sonst so kraftvollen und geschmeidigen Bewegungen behindert, und jetzt waren es Schmerzen und Erschöpfung.
So ein Mist. Wer auch immer dafür verantwortlich war, dass Lebewesen sich auf diese Art und Weise fortpflanzen mussten, gehörte augenblicklich hingerichtet … oder zumindest sollte Rolf ihm ein paar auf die Schnauze hauen. Der spaßige Teil war ja ganz wunderbar, sogar mehr als das, dachte sie noch, aber als sie sich hinunterbeugte um ein großes, harziges Holzstück aufzuheben, kam ihr dieser schöne Teil vor, wie eine sehr, sehr hinterhältige Falle.
Dann musste sie lachen.
Das Feuer loderte wieder und sie lag wieder bei ihrem Sohn im Bett. Mariam lag auf der Seite umschloss erneut den kleinen Körper mit ihrem eigenen Leib. Schützte ihn. Jetzt waren seine Augen geschlossen, sah sie, als sie sich vorbeugte und nachschaute. Eigentlich wäre in dieser Sekunde alles perfekt gewesen, wäre da nicht dieser Geruch.
Kleiner Scheisser.
Naja, es war ja nicht so, dass es in der Hütte vorher besonders gut gerochen hatte.
Sie schaute nach draußen, versuchte die unschuldige Belästigung ihrer Nase zu ignorieren.
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Aber wennn sie das für eine Weile tun würde, würde er sicher bald wieder zu weinen anfangen. Und die Wölfe waren zwischenzeitlich ohnehin wieder näher gekommen. Seit dem letzten Mal hatte es keiner mehr an der Tür versucht. Auch auf dem Dach war keines der Tiere mehr gewesen.
Mit einem schweren Seufzer erhob sie sich vom Bett und löste sich von ihrem Sohn. Es half nichts. Sie musste ihn sauber machen. Im Feuerschein, der vom Ofen ausging, tat sie ihr Bestes, um ihn zu reinigen so gut es ging. Natürlich beschwerte er sich trotzdem ob der ungewohnten Behandlung. Es war seines und es war auch ihr erstes Mal. Ziemlich viele erste Male in letzter Zeit, dachte sie und diesmal wusste sie nicht ob sie lächeln oder doch wieder weinen sollte.
Als es geschafft war, stand sie etwas ratlos mit dem schmutzigen Stofffetzen in der Hand vor dem Bett. Sie hatte ihren Kleinen wieder eingepackt und zugedeckt so gut es eben gegangen war. Mit dem Schreien hatte er glücklicherweise aufgehört.
Dies galt nicht für die Wölfe. Ihrem Geheul nach waren sie noch näher gekommen. Wobei … Das Geheul hatte jetzt einen etwas anderen Unterton, wie Mariam feststellte, während sie zeitgleich überlegte, ob sie die verschmutzten Lumpen ins Feuer oder nach draußen werfen sollte.
Sie sah aus dem Fenster hinaus.
Etwas hatte sich verändert, dort draußen. Es dauerte einen Moment, bis sie dahinter kam, was es war.
Die Stimmung war eine andere. Die Tiere agierten nicht mehr als die bedrohliche Einheit, als die Mariam sie zuvor wahrgenommen hatte. Ohne dass Mariam wusste, woran sie dies festmachte, spürte sie, dass etwas … nein.
– Unlektorierte Erstversion
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