Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 51 Verdammte weiße Hölle

ROLF

Verdammte, weiße Hölle, dachte Rolf. Verdammter, alter Körper.
Jeder Schritt fiel ihm schwerer als der vorherige. Sein linkes Knie tat weh. Nicht so sehr, dass es ihn nennenswert eingeschränkt hätte, aber er spürte es. Das rechte auch, wenn er ehrlich war. Das sollte so nicht sein. Er ignorierte das unangenehme Gefühl. Schmerz wollte er es nicht nennen. Er schleppte sich weiter. Dabei warf er immer wieder einen Blick nach hinten. Noch waren die drei Gestalten nicht auf eine gefährliche Distanz herangekommen. Aber sie kamen näher. Definitiv. Sie waren eindeutig schneller als er.
Er machte eine ruckartige Bewegung, mit der er das Gewicht des Gamsbocks besser auf seinen breiten Schultern verteilte. Dann stapfte er weiter. Bis zur Hütte konnte es nicht mehr allzu weit sein. Die Frage war nur, ob er seine Verfolger bis dahin irgendwie loswerden konnte. Dabei dachte Rolf nicht an bloßes Abschütteln. Er war generell ein Freund endgültiger Lösungen. Diesen speziellen Entschluss aber hatte er gefasst, nachdem seine Verfolger auch auf ein erneutes Winken nicht reagiert hatten.
Sie waren einfach weiter in seine Richtung gelaufen, ohne den Gruß zu erwidern. Zielgerichtet und unbeirrbar. Da brauchte er wegen seiner eigenen unbeirrbaren Entscheidung kein schlechtes Gewissen haben.
Dabei war es ihm egal, wo sie herkamen. Es war egal, ob sie aus der Höhle kamen, die er entdeckt hatte oder ob sie mit all dem nichts zu tun hatten. Sie hatten es auf ihn abgesehen und …
Aber stimmte das?
Hatten sie es wirklich auf ihn abgesehen, oder vielleicht doch eher auf den Gamsbock.

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Aber spielte das überhaupt eine Rolle? Nein. Es war sein gottverdammter Gamsbock und er würde ihn und Mariam ernähren. Der Entschluss war gefasst. Diese drei Gestalten, wer immer sie waren, würden nicht in die Nähe der Hütte gelangen, in der Mariam auf ihn wartete.
Er war ein ganzes Stück weiter gelaufen, richtete seinen Blick jetzt wieder kurz nach hinten, dann wieder nach vorn. Seine Oberschenkel brannten. Er suchte die richtige Stelle. Eine Stelle, die ihm einen Vorteil verschaffen mochte. Eine Stelle, die die Überzahl seiner Verfolger nichtig machen würde. Eine ganze Weile stapfte er weiter und hinterließ tiefe Abdrücke im Schnee.
Die Sichtweite hatte sich durch den drohenden endgültigen Sonnenuntergang weiter verkürzt. Der Blauton war kräftiger geworden und Rolf hatte Schwierigkeiten dabei, in mehr als achtzig oder einhundert Metern Details zu erkennen. Aber schließlich blieb sein Blick hängen, an etwas, das aussah wie ein Fels, der das ewige Weiß der Schneedecke gewaltsam durchbrach. Auf die Entfernung wirkt er noch klein, aber Rolf wusste, würde er näher herankommen, dann würde ihn das Gestein um etwa das Doppelte überragen. Es würde ihm eine feste Unterlage bieten, auf die er seinen Ellenbogen abstützen konnte, um zu zielen.
Er aktivierte seine letzten Kraftreserven, schritt noch etwas schneller aus. Sein Ziel befand sich halb links am Hang. Als er die Strecke zur Hälfte zurückgelegt hatte, hielt er kurz inne und verschnaufte. Er drehte sich nach hinten um. Er hatte versucht, keine zu abrupte Korrektur seines Kurses durchzuführen, damit dies seinen Verfolgern so spät wie möglich auffallen würde.

– Unlektorierte Erstversion

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