Aber ein vergebliches Unterfangen war es gewesen. Seine Stirn legte sich in Falten. Sie hatten seine Kurskorrektur mitgemacht, ob nun instinktiv oder absichtlich – das spielte keine Rolle.
Weiter als bis dorthin würden sie ihm nicht mehr folgen.
Als er sein Ziel, den Felsen, schließlich erreicht hatte und hinter der vergleichsweise kleinen Gesteinsformation vorerst aus dem Sichtfeld seiner Verfolger verschwunden war, ließ er den Gamsbock fallen. Rolf streckte sich, dass sein Rücken knackte. Ein seltsam schwebendes Gefühl macht sich in seinem ganzen Schultergürtel breit und seine Oberschenkel begannen zu zittern.
Er würde eine Weile brauchen, bis sein Körper sich von den Strapazen des Gewaltmarsches erholt hatte und er sicher zielen konnte. Er hoffte nur, dass es nicht zu viel Zeit sein würde, die er dafür benötigen würde.
Eine gute Stelle für seinen Hinterhalt hatte er schnell gefunden.
Direkt neben der hochaufragenden Felsnadel, hatte gab es noch einige kleinere Felsen, über die hinweg er seine Verfolger im Blick behalten konnte, während die Felsnadel selbst seine linke Flanke schützte.
Sie waren näher herangekommen, befanden vielleicht noch fünfzig Meter entfernt. Der Wind, der von Osten her über den Hang strich, wurde etwas stärker, während Rolf registrierte, dass die drei Gestalten sich noch etwas weiter voneinander entfernt hatten.
Rolf war klar, was sie vorhatten. Sie planten ihn von zwei Seiten in die Zange zu nehmen. Die Frage war nur, wie sie sich entscheiden würden.
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Von welcher Seite zwei von ihnen angreifen würden und von welcher Seite einer. Vorausgesetzt natürlich, es würde ihm nicht gelingen, vorher mindestens einen oder zwei von ihnen mit der Maschinenpistole zu erwischen. Die Maschinenpistole, die an seinem rechten Arm festgezurrt war.
Er machte sich bereit, überprüfte routiniert den festen Sitz der Waffe. Er befreite sie von Eis und Schnee. Klopfte sachte und leise ein paar Mal gegen das Magazin, damit es keine Ladehemmung geben würde. Hatte er denn noch genug Zeit?
Ein schneller Blick verriet ihm, dass er sehr noch ausreichend Zeit hatte. Sie hatten ihre Geschwindigkeit verringert. Waren misstrauisch geworden und noch weiter ausgeschwärmt. Und jetzt sah Rolf, dass zwei von ihnen Speere trugen, und einer etwas, das entweder eine Keule war, oder eine Axt. Die Gestalten waren ganz mit Pelzen behangen und trugen entweder Kapuzen oder hatten sich mit Pelzstreifen die Köpfe vermummt, um sich von der Kälte abzuschirmen.
Auch lag etwas in ihren Bewegungen, dass Rolf annehmen ließ, ohne dass ihm bewusst wurde, warum, dass sie ihm aus der Höhle gefolgt waren und ihn nicht zufällig entdeckt hatten.
Vielleicht waren sie der Meinung, dass der Gamsbock ihnen gehörte, dass er der Dieb war und sie sich nur ihr Eigentum zurückholen wollten. Er schob den Gedanken von sich. In dieser Situation ethische Überlegungen anzustellen war kontraproduktiv.
Pragmatisch.
Er musste pragmatisch sein. Das hatte ihn bisher doch auch am Leben erhalten.
Rolf durfte nicht mehr zu zögern.
– Unlektorierte Erstversion
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