Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 57 Rolf hatte noch nie davon gehört

Einige weitere Minuten nahm er sich, um die getöteten Gegner zu durchsuchen. Die Durchsuchung brachte nichts zutage, was er … doch … seltsam. Dass sie nichts bei sich führten, was man erwarten konnte. Nichts, gar nichts, was aus der Zeit vor dem Krieg stammte. Keine Kleidung von damals. Nur Fell. Keine Trinkflaschen, keine Rucksäcke. Nur die Felle, die die drei – es handelte sich tatsächlich bei jedem der Toten um einen Mann – getragen hatten. Und ihre Waffen natürlich. Das einzige, was ihm auffiel waren grobe, primitive Tätowierungen in den toten Gesichtern. Die Tätowierungen, und grobgearbeiteter Knochenschmuck, der sich zumeist auf Nase und Ohren beschränkte. Morbide Piercings. Lediglich der mit der Keule, der ihn zuerst angegriffen und den er, Rolf, als letzten getötet hatte, trug auch bearbeitete Knochenstücke, die die Haut zwischen Nasenwurzel und dem zurückweichenden Haaransatz an mehreren Stellen in einer geraden Linie durchstoßen hatten und mit ihr verwachsen waren. Eine Leiter ins Hirn, wenn man so wollte. Und natürlich war da noch das Loch, das seine Kugel hinterlassen hatte. Es war …
Schluss damit, ermahnte sich Rolf.
Eine Keule und zwei Speere waren seine Beute. Und das war´s.
Rolf beschloss, die Waffen mitzunehmen, in dem er sie quer zwischen seinem Rücken und seinem Rucksack hindurch schob und den Rucksack besonders gut festzurrte. Dann ging er, Laute des Unwillens und der Anstrengung ausstoßend in die Knie und lud sich den Gamsbock umständlich wieder auf die Schultern.

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Sicher, er und Mariam hatten bessere Waffen als das. Aber vielleicht würden sie doch noch nützlich werden. Und wenn nicht, nun ja, dann konnte er sie ja immer noch als Feuerholz verwenden.
Noch bevor er einen weiteren Schritt machte, ließ er den Gamsbock wieder fallen. Da war noch etwas gewesen. Noch etwas, von dem Rolf glaubte, dass es seiner Aufmerksamkeit bedurfte.
Die vage Ahnung erwies sich als richtig.

Hangabwärts, aus seiner Sicht rechts der Felsnadel lag noch etwas. Etwas dunkles, dort im Schnee, das seinen Blick auf sich zog.
Ein toter Wolf.
Seltsam.
Rolf hatte noch nie davon gehört, dass Tiere sich bis auf den Tod bekämpften. Sicher, es kam vor, dass ein Tier sich bei einer Auseinandersetzung, sei es um Nahrung, Führungsanspruch oder Zugang zu Weibchen eine Verletzung zuzog, die dann später zu dessen Tod führte. Aber dass Tiere einander gezielt töteten? Tiere gleicher Art? Davon hat er noch nie gehört. Das taten nur Menschen.
Mühsam stapfte er das Stück den Hang hinunter und betrachtete den Kadaver. Es war ein Männchen, ein großes Tier und soweit Rolf das sagen konnte, hatte es sich im mittleren Alter befunden, bevor sein Schicksal es erteilt hatte. Von den anderen Tieren war nichts mehr zu sehen, aber ein Stück weit konnte Rolf in der bläulichen Abenddämmerung ihre Spuren mit den Augen verfolgen.
Sie entfernten sich von ihm.
Um die muss ich mir wohl keine Sorgen mehr machen, dachte Rolf und trat noch einen Schritt näher heran.
Die Wunden, die den männlichen Wolf getötet hatten waren schrecklich.

Der ganze Bauchbereich aufgerissen. Eingeweide hingen heraus. Auch der Hals war komplett zerfleischt. Das Tier war noch nicht ausgekühlt und Dampf stieg auf, wo sein Blut aus dem Körper trat und sich mit dem Schnee vermengte.
Es musste unglaublich schnell gegangen sein. Rolf hatte von dem Kampf nichts mitbekommen. Sicher. Er war mit seinem eigenen Kampf beschäftigt gewesen, und damit, seine toten Gegner zu durchsuchen.
Aber trotzdem. Sehr, sehr merkwürdig.
Rolf beschloss, nicht länger darüber nachzudenken und machte sich nun endgültig auf den Weg. Aber alle paar Schritte drehte er sich um, um sicherzustellen, dass ihm keine weiteren Verfolger auf den Fersen waren.
Seien es nun Menschen, oder Tiere.

– Unlektorierte Erstversion

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