Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 7.2 nur einen einfachen Querriegel

Das kann doch alles nicht wahr sein, dachte sie, aber irgendetwas in ihr ließ sie sicher sein, dass ihre Interpretation der Dinge sehr wohl wahr war, und dass sie sie besser so akzeptieren sollte, wenn sie eine Überlebenschance haben wollte. Denn dass die Wölfin ihr nichts Gutes wollte, daran hatte Mariam keinen Zweifel.
Sie löste ihren Blick von dem bedrohlich großen Tier mit den tiefen, schlauen Augen, quälend langsam, so schien es ihr und suchte auf dem Bett nach der Schrotflinte. Sie fand sie, nahm sie an sich. Mit einiger Mühe klappte sie die beiden Läufe nach unten und vergewisserte sich erneut, dass die Waffe mit den beiden letzten Schrotpatronen geladen war, die sie noch hatte.
Schhhh, Kleiner. Hör auf zu schreien. Nur für einen Moment, ja?
Ihre Finger hatten sich um die Waffe verkrampft, als Mariam den Kopf wieder hob und erneut aus dem Fenster sah. War die Wölfin näher gekommen? Ihre Augen verrieten es Mariam nicht, aber ihr Gefühl bejahte ihre stille Frage.
Eigentlich wäre die Wölfin in Reichweite. Im Grunde befand sie sich sogar in der perfekten Distanz für einen sicheren Schuss. Mariam drehte den Kopf zur Seite. Das Fenster hatte keinen der Griffe, die man drehen musste und die Mariam in Wohnungen und Häusern aus der Zeit vor dem großen Krieg kannte. Es hatte nur einen einfachen Querriegel auf der linken Seite. Wahrscheinlich würde sie es trotzdem schnell öffnen können. Aber schnell genug, um dann nach noch anlegen, zielen und feuern zu können, ohne dass die Wölfin dort draußen eine Chance hatte, auf den Vorgang zu reagieren?
Mariam zweifelte daran.

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Außerdem … nun ja, das Fenster wäre dann eben offen. Bei diesem Gedanken fühlte Mariam sich alles andere als wohl.
Was ist, wenn ich daneben schieße? Was ist, wenn die Schrotpatronen irgend wann einmal nass geworden sind und nicht richtig zünden?
Das Schusswaffen im schlechtesten Moment Fehlfunktionen hatten, geschah seit ein paar Jahren immer öfter. Vor ihrem inneren Auge sah Mariam, wie die alte Wölfin mit einem gigantischen Satz, glühenden Augen und weit aufgerissenen Kiefern durch das Fenster sprang und sie sah auch alles vor sich, was danach passieren würde.
Nein. Ich lasse sie noch ein wenig näher heran kommen. Ein ganz klein wenig nur. Ich muss ganz sicher sein.
Dann würde Mariam mit der ersten Patrone durch die Scheibe schießen und dann sofort den anderen Lauf abfeuern. Für einige Sekunden ging Mariam den Vorgang in Gedanken durch, überlegte, ob es machbar war. Sie glaubte schon. Andererseits hatte die Waffe einen starken Rückstoß und Mariam hatte sie nie gerne abgefeuert, auch wenn Rolf ihr den Umgang mit der Waffe eingebläut hatte, kurz nachdem die alte Schrotflinte nach einem Überfall vor ein paar Monaten, den sie gerade eben so hatten abwehren können, in ihren Besitz gelangt war. Ja, der Rückstoß. Und der Knall. Und was, wenn es nicht funktionieren würde? Die Scheibe wäre dann zerstört, und Mariam würde höchstwahrscheinlich nicht genug Zeit bleiben, um einen Schuss mit dem Bogen anzubringen. Und der Lärm? Er könnte noch mehr Probleme anlocken.
Was hast Du vor?
Mariam beobachtete die Wölfin und versuchte dabei, den Blick der gelben Augen zu meiden, damit sie nicht wieder in dessen Bann geriet.

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