Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 7.7 an mehreren Stellen in ihrem Körper

Sie fielen ihr leichter, auch wenn sie alles andere als bereit für das war, was auf sie zukommen würde.
Unter Schmerzen zog sie sich an. Unter noch mehr Schmerzen und doch so schnell sie konnte, suchte sie nach der Taschenlampe, die sich irgendwo in ihren und Rolfs Besitztümern befinden musste. (Vorher erwähnen Waffen checken.). Unter Schmerzen bewaffnete sie sich. Unter Schmerzen, und während ihre Gedanken wirr und panikgetrieben in ihrem Schädel herumwirbelten, verließ sie die Hütte und folgte den Spuren, die die Wölfin im Schnee hinterlassen hatte.

Die Spuren zu verfolgen war nicht schwer. Nicht, so lange die Batterie der Taschenlampe durchhalten würde, denn es war inzwischen ganz dunkel geworden. Ganz weit hinten in Mariams Gedanken lauerte die Sorge um Rolf, Vermischt mit irrationaler Wut darüber, dass er nicht da gewesen war, um sie zu beschützen.
Jeder Schritt tat weh, verursachte ihr Qualen an mehreren Stellen in ihrem Körper. Aber die waren nichts, wirklich gar nichts, im Vergleich zu dem, was sie auf mentaler Ebene durchmachte. Also lief sie weiter, tat einen Schritt nach dem anderen. Und mit jedem Schritt, den sie machte, während sie die Spuren im Schnee verfolgte, wurden ihre Gedanken etwas klarer.
Mein Kind. Mein Sohn. Sie will ihn haben. Und dass ich noch am Leben bin, das ist keine Gnade. Das ist eine Strafe. Ich soll leiden, wie sie gelitten hat. Weil ich ein Mensch bin. Und … und Menschen sind daran schuld, dass … ihre eigenen Kinder tot und verkrüppelt zur Welt gekommen sind.

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Das Bild zeichnete sich deutlich in Mariams Kopf ab. Nein. Sie am Leben zu lassen, das war wahrlich keine Gnade. Mariam hatte den Hass der Wölfin gespürt. Ja, Hass auf alles, auf die ganze Welt, und auch wenn er aus Trauer und Schmerz geboren worden war – dieser Hass kannte so etwas wie Gnade schlicht und einfach nicht.
Die Spuren führten leicht bergauf und von der Hütte weg, in der entgegengesetzten Richtung, die Rolf heute Morgen genommen hatte, als er losgezogen war, um zu jagen.

Wie weit noch? Wie weit muss ich Dir noch folgen?, fragte sich Mariam, der dabei nur zu bewusst war, dass sie noch nicht sehr lange gelaufen war. Dennoch hechelte sie. Ein hohes, feuchtes Zischen kam bei jedem Atemzug aus ihr heraus. Sie musste sich zwingen, es zu ignorieren und langsamer weiter zu gehen, wenn sie nicht hier draußen in Eis und Schnee einfach vor Entkräftung umfallen und erfrieren wollte. Sie musste sich zwingen, langsam zu gehen, egal, wie schwer es ihr auch fallen mochte. Aber auch nicht zu langsam, denn dann …
Es war ein mentaler Kraftakt, den sie bewältigte, in dem sie sich immer wieder vor Augen hielt, dass es nicht anders ging, dass es schlicht und einfach und verflucht noch mal nicht anders ging. Niemandem wäre geholfen, wenn sie hier draußen …
Manchmal kann Dir niemand helfen. Dann musst Du es selbst tun.
Sie sah Rolfs schroffes und kantiges Gesicht vor sich, wie er diese Worte zu ihr gesagt hatte. Dabei war sie sich nicht einmal sicher, ob sie sich richtig erinnerte. Aber das war egal. Die Worte klangen wie etwas, das Rolf sagen würde und sie halfen ihr.

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