Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 7.8 Der Pulverschnee lag hier

Nur das war wichtig.
Mariam wusste, dass die Wölfin deutlich schneller war als sie selbst. Ihr war ebenfalls klar, dass sie noch weit würde laufen müssen, aber schließlich, nach etwa zwanzig Minuten hatte sie ihre Geschwindigkeit gefunden, hatte sie sich soweit beruhigt und daran gewöhnt sich wieder zu bewegen, dass sie einen kleinen Funken Zuversicht gewann.
Die Schmerzen, die ihre eigenen Schritte ihr verursachten gehörten jetzt zum Vorgang des Sich-Fortbewegens, auf ganz natürliche Art und Weise. Auch ihre Gedanken waren etwas ruhiger geworden.
Sie schob die Kapuze ihrer Jacke ein Stück zurück, aus der Stirn heraus, damit der Wind für einen Moment ihren Kopf kühlen konnte.
Vor ein paar Minuten war sie an einem Baum vorbeigekommen. Einer verkrüppelten, mickrigen Tanne, die schief aus dem Schnee ragte. Dann an zweien, und dann waren es recht schnell mehrere Bäume geworden, und sie waren so lange rechts und links an Mariam vorbeigezogen, bis sie sich in einem Wäldchen befand. Der Pulverschnee lag hier zwischen den Bäumen höher, weil er nicht vom Wind ins Tal getragen wurde und die Fährte der Wölfin war noch einfacher zu verfolgen.
Dafür wurde das Laufen aber anstrengender, weil auch Mariam mit jedem Schritt tiefer in den Schnee sank, manchmal bis zu den Knien und eigentlich war es kein Laufen mehr, sondern eher ein kräftezehrendes Waten, wie durch zähen, giftigen Schlamm. Manchmal glaubte Mariam, die Präsenz der Wölfin fühlen zu können. Sie wusste nicht, ob es stimmte, oder ob es nur Einbildung war, aber sie stellte sich vor, dass auch die Wölfin, mit ihrem Sohn im Maul hin und wieder stehen bleiben musste, um wieder zu Kräften zu kommen.

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Sie war verletzt. Ja. Mariam hatte das Mistvieh verletzt. Was man verletzen konnte, konnte man töten, und genau das war der Gedanke, der in Mariams Hirn vorherrschte. Alles anderen Gedanken mussten ihm weichen. Die Sorge. Der Gedanke an ihre eigene ,unerträgliche Langsamkeit. Diese Gedanken musste sie verbannen, wenn sie nicht wahnsinnig werden wollte.
Vielleicht war sie es schon.
Noch immer sah Mariam hin und wieder Blut im Licht der Taschenlampe, die sie in stetiger Routine von links nach rechts und wieder zurück über den Bereich vor sich gleiten ließ.
Das war das einzige, was ihr Zuversicht gab. Das Blut, und die Tatsache, dass sie in den Gedanken der Wölfin einen vagen Gedanken Eindruck ihres Baus hatte sehen oder … erspüren können. Sie wusste, wohin die Wölfin unterwegs war und vor allem wusste sie, dass das Tier, sobald es dort sein würde, sich nicht mehr weiter von ihr entfernen würde.
Es … es würde auf sie warten. Mariam fühlte es. So würde es sein. Die Wölfin würde in ihrem Bau auf sie warten, damit Mariam es sehen konnte, bevor … was mit den Wolfsjungen …
Noch bevor Mariam sich das Bild der toten und von Geburt an schrecklich entstellten, jungen Tiere erneut vor Augen rufen konnte, entdeckte sie den Eingang.
Die Spuren der Wölfin führten direkt darauf zu.

Eine Tanne war umgestürzt, hatte den Boden aufgerissen und an dieser Stelle fand der Strahl von Mariams Taschenlampe ein Loch, das am Ende eines von Wurzelwerk überhangenen Bereiches tiefer in die Erde hineinführte. Aufgrund des Wurzelwerks hatte nicht viel Schnee hierher gefunden, lag hier nicht so hoch wie bisher.
Das Loch war nicht groß. Der Bogen, den sie mitgenommen hatte, würde Mariam nichts nützen.

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