Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 8.5 Stück für Stück tiefer

Er machte sich inzwischen keine Sorgen mehr, dass er die Spur verlieren könnte. Mariams Weg verlief mehr oder weniger in einer geraden Linie hangaufwärts. Rolf geriet ins Schwitzen. Er hielt an, um eine Hand voll Schnee aufzuheben und ließ die Kristalle im Mund schmelzen. Er hatte schon viel geschwitzt heute. Ja, verdammt, wahrscheinlich roch er selbst nicht besser als die Tiere, die er gerade getötet hatte.
Rolf hastete weiter. Den Bogen hatte er inzwischen doch an Rucksack befestigt, nutzte die beiden Speere jetzt wie Skistöcke, um im höher werdenden Schnee schneller voran zu kommen. Früher war das Rentnersport gewesen. Wie sagte man? Nordic Walking? Jetzt war es eine Notwendigkeit.
Der Pulverschnee wurde höher und höher, nachdem Rolf die Baumgrenze erreicht hatte und Stück für Stück tiefer in ein Waldgebiet eindrang. Nadelhölzer. Ziemlich verkrüppelt, teilweise braun und vertrocknet. Einige der Bäume waren ganz umgestürzt. Etwas raschelte.
Rolf wirbelte herum, den Speer in seiner Linken zum Wurf erhoben, den anderen, in der schwachen rechten Hand, wie einen Schild vor seinem Körper. Seit er die drei unteren Finger seiner rechten Hand durch die Granate verloren hatte, hatte er jeden Tag trainiert und tat es noch, wenn Zeit war. Dennoch war das mit dem Speer, den er mit Zeigefinger und Daumen vor sich hielt nicht mehr als eine leere Geste, nicht wirklich geeignet, um einen etwaigen Angriff effektiv abzuwehren.
Aber das brauchte er auch gar nicht, stellte er fest, als er das Eichhörnchen sah, dass in gerade dem Moment, in dem der Strahl seiner Lampe es sichtbar machte, von einem tiefhängenden, schneebedeckten Ast zum anderen sprang und mit dem vorigen Sprung das Geräusch verursacht haben musste.

#lesenistsexy #fantasy #thriller

Mistvieh, dachte Rolf und ging weiter. Trotz des Schreckens, den der kleine Nager ihm verpasst hatte, trat ein Lächeln auf seine Züge, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, denn gleich darauf endete die Spur und Rolf befand sich dort, wo Mariam sich kurz zuvor befunden hatte.
Zum Teufel, Mädchen. Du bist wirklich da reingegangen, dachte Rolf, bevor auch er sich daran machte, sich durch den Höhleneingang zu zwängen. Wenn ich nur wüsste, was das alles soll.
Gerade fiel sein Blick auf das, was auch Mariam verunsichert hatte, auf den Gang aus Beton, der nach links hin tiefer in die Höhle führte und die Rohrleitungen, oben an der Wand, als etwas ihn daran hinderte, diesen Umstand überhaupt gebührend wahrzunehmen.
Ein Schrei.
Ein hoher lang gezogener Schrei voller Agonie, den er sofort und ohne überhaupt darüber nachdenken zu müssen Mariam zuordnete.
Rolf beschleunigte seine Schritte.
Hatte er anfangs, im Eingangsbereich der Höhle noch seine Schultern und seinen Kopf einziehen und geduckt laufen müssen, konnte er sich hier, im menschgemachten Teil wieder zu seiner vollen Größe aufrichten.
Der Beton bröckelte und war an vielen Stellen feucht, aber er wirkte noch fest und stabil. Es war ein langer Gang, der da vor ihm lag. Der Lichtschein der Kurbellampe reichte nicht aus, um ihn bis zum Ende zu erleuchten. Einige Male kam er an verschlossenen, stählernen Türen vorbei, die er unbeachtet ließ. Der Schrei den er gerade gehört hatte, hatte nicht gedämpft geklungen. Vielmehr so, als ob er um viele Ecken und Windungen herum an seine Ohren gelangt war, viele Male reflektiert von kalten Betonwänden.
Seine Kampfpose hatte Rolf nicht geändert. Noch immer hielt er den Speer mit der Linken zum Wurf erhoben, den mit der rechten, in der Mitte mit Zeigefinger und Daumen gehalten, schräg vor sich.

Eine Seite zurück
Zur vorherigen Seite
Als Taschenbuch kaufen?

Weiterlesen
Hier geht es weiter