Sie hatte Mariam einfach eine Welle aus purer mentaler Grausamkeit entgegengeschickt, mehr oder weniger in ihre Richtung gespuckt. Mariam waren sofort die Beine weg gebrochen, hatten ihr nicht mehr gehorchen wollen. Auch ihre Nase hatte wieder zu bluten begonnen, aber das störte sie jetzt nicht mehr.
Jetzt zählte nur noch, dass sie wieder auf den Füßen war und ihre Waffen wieder hatte.
Der Hass und die Abscheu, die in diesem letzten mentalen Schlag gelegen hatten, hatte Mariam so kompromisslos noch nie erlebt. Und sie hatte schon viel erlebt, hatte viel gesehen, vieles, was Menschen einander antun konnten und auch sie hatte bereits in jungen Jahren verletzt und getötet, hatte gekämpft. Aber so etwas wie das … das war er noch nie begegnet. Zu Emotionen und Empfindungen in einer solchen Reinheit, ja, in solch kristalliner Klarheit waren Menschen nicht fähig. Das allerdings spielte keine Rolle.
Mariam stieß nun selbst einen gellenden Schrei aus, rannte auf das große Tier zu. Im Rennen hob sie ihre Messerhand zum Wurf. Knochen zerbrachen unter ihren Füßen. Die kleinen Knochen vieler totgeborener, in dieser menschgemachten Halle totgeborener Wolfswelpen.
Aus dem Augenwinkel nahm Mariam noch wahr, dass auch die Kadaver älterer Tiere in der Halle verstreut lagen, die meisten von ihnen schon seit längerem tot. Instinktiv verstand Mariam, wie es dazu gekommen war und sie verstand auch, dass die Alphawölfin es ebenfalls wissen musste. Mariam verstand nun auch, warum das Tier sie so sehr hasste.
#horror #buchblogger #buecher
Aber das war egal, denn es ging um ihr Kind. Um ihren Sohn und …
Mariam fühlte den nächsten Gedankenschlag kommen, zum ersten Mal. Und irgendetwas, ganz tief drinnen in ihrem Kopf reagierte darauf. Sicher, er fegte sie dennoch von den Füßen, aus dem Rennen heraus versagten ihr die Beine erneut und sie fiel und überschlug sich, wobei es ein Wunder war, dass sie diesmal nur das Messer verlor, dass sie gerade eben noch hatte werfen wollen.
Sie kam schnell wieder auf die Füße.
„Dein Trick nutzt sich ab!“
Mariam brüllt diese Worte und es war ihr egal, dass ihre Stimme dabei hoch und schrill und wenig bedrohlich klang.
Instinktiv hatte sie einen Teil der mentalen Energie abgeleitet. Sie wussten nicht, wie sie es gemacht hatte. Aber sie hatte es getan und was man einmal getan hatte, das konnte man wieder tun. Wieder und wieder, und so oft, wie es nötig war.
Ihr Sprint und der neuerlichen Sturz hatten sie näher an die Wölfin herangetragen. Sie beide waren jetzt etwa zwei Meter von ihrem Sohn entfernt. Mariam machte einen Schritt auf das Bündel zu. Das großes Tier, das Mariam so sehr hasste tat das ebenfalls. Die Wölfin knurrte jetzt, hatte den Kopf gesenkt und die Zähne gefletscht. Mariam hielt das Beil zum Schlag erhoben, machte sich bereit.
Jetzt, wo Mariam näher herangekommen war, konnte sie den letzten Wurf der Wölfin sehen. Sechs oder sieben kleine, leblose Körper lagen hinter ihrer Todfeindin. Körper, an deren Leblosigkeit die Flüssigkeit schuld sein musste, die man hier überall riechen konnte und die aus den rostigen Fässern gedrungen war.
Als Taschenbuch kaufen? |