Namercaa – Schwert und Zauberei – Duesteren Fantasy-Roman Online Lesen 2

«Die Hexe Stein, der Mörder König –

in N´amercaá gibt’s kein Glück.»

Eroberer

Auf der See vor Arynarmor, 12. Tag des Hungermondes, 1546 nach dem Aufstieg

Erjik und Dallmann standen Seite an Seite an der Reling der Wellenreiter und starrten auf die brennende Stadt. Das also war Arynarmor. Der wochenlange Beschuss der n´amercaánischen Flotte mit Blitzrohren und Katapulten hatte die einst stolzen Befestigungen des Wehrhafens in Trümmer gelegt. Von vielen Punkten, auch von tiefer im Inneren der großen Stadt, stieg Rauch auf.
Dallmann bot in seiner Rüstung einen markanten Anblick. Auch Erjik war kein kleiner Mann. Allerdings wirkte er im Vergleich zu seinem Begleiter trotz seiner Größe eher unförmig als kriegerisch. Auch er trug die n´amercaánische Rüstung sowie ein Entermesser nebst Dolch am Gürtel und eine Armbrust auf dem Rücken. Bald würden sie an der Reihe sein.
«Na, Erjik, denkst Du immer noch, dass es eine gute Idee war, uns freiwillig zu den Seestreitkräften zu melden?»
Erjik verstand, was der Mann meinte. Der Sold war lächerlich, das Essen schlecht, und man hatte gute Chancen, in dem vierhundertsiebenunddreißigsten Eroberungsfeldzug im Namen des unsterblichen Inselkönigs ein unschönes Ende zu finden. Noch dazu fiel es Erjik schwer, in den wirr erscheinenden Truppenbewegungen der letzten Tage so etwas wie einen Plan oder einen roten Faden zu finden. Es schien fast, als würde der Inselkönig es dem Zufall überlassen, welche der Küstenstädte als nächste geplündert werden sollte – was den n´amercaánischen Seestreitkräften ein ums andere Mal herbe Verluste bescherte, wenn es den vereinten Küstenstädten gelang, einzelne Truppenverbände von der Hauptflotte N´amercaás zu isolieren.

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Bislang hatten Erjik und Dallmann Glück gehabt. Auch heute waren sie nicht in den ersten Angriffswellen eingeteilt gewesen. Aber jetzt, das hatte Hauptmann Hadjor vor einer Minute verkündet, sollten sie eingesetzt werden, um die letzten Widerstandsnester in Arynarmor auszumerzen.
Erjik zuckte mit den Schultern und wandte sich Dallmann zu.
«Ich weiß gar nicht, was Du hast. Die anderen haben doch schon das meiste Töten und Bluten erledigt. Wenn wir in der Stadt ankommen, werden wir vermutlich hauptsächlich mit Plündern beschäftigt sein.»
«Bei den Meergöttern in der Tiefe, ich hoffe, Du hast recht, Erjik!»
Dallmann wandte den Blick von der brennenden Stadt ab und wandte sich Erjik zu. Er musterte ihn von oben bis unten, dann griff er mit einer schnellen Bewegung nach Erjiks Waffengürtel und zog ihn über dem stattlichen Bauch fester, was Erjik aufkeuchen ließ.
«Dein Entermesser solltest Du aber besser trotzdem nicht verlieren, was?»
Erjik schnaubte unwillig, bedankte sich im Anschluss aber dennoch.
«Ich bin eigentlich gar nicht so fett, das sind die ganzen Gegengifte, die ich …»
Dallmann grinste und unterbrach Erjik.
«Komm, es geht los. Sie lassen schon die ersten Landungsboote zu Wasser.»
Erjik sah hin, schluckte, als er den Zustand der Bote wahrnahm und nickte dann.

* * *

Die Männer an den Rudern legten sich mächtig ins Zeug und so war Erjik gezwungen, es ihnen gleich zu tun. Hätte er nicht schon geschwitzt, noch bevor sie überhaupt losgefahren waren, dann spätestens jetzt. Er fluchte innerlich.
Die See war beinahe still, so als würde sie das Tun der Menschen ganz und gar kalt lassen. Was ja auch stimmte, dachte Erjik jetzt, während er neben Dallmann im Gleichtakt mit den anderen zehn Kriegern, die mit ihnen in dem wurmstichigen Boot saßen, ruderte, was das Zeug hielt.

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