Schweinemenschen Thriller Online Lesen 3

Lempke hielt ihren Schäferhund an einer fadenscheinigen Leine, musterte ihren unangekündigten Gast misstrauisch und entspannte sich dann, als sie Capou erkannte.
«Ah, der Herr Müller mal wieder!» Ihre Zähne blitzten weiß in ihrem dreckverschmierten Gesicht und sie ließ die Leine los, damit die dicke Berta ihren Besucher, freudig mit dem Schwanz wedelnd, anspringen konnte.

Capou rang spielerisch mit dem großen Tier, und hörte erst auf, als die dicke Berta sich auf den Rücken gedreht hatte und sich von ihm den Brustkorb kraulen ließ. Lempke schaute den beiden amüsiert zu, die Daumen in die Taschen ihres schmutzigen Blaumanns gehängt.
Capou schmunzelte in sich hinein, als er ihrem Blick begegnete. Ob Frau Lempke sich ebenfalls gerne für Herrn Müller auf den Rücken legen würde? Unter der unvermeidlichen Kruste aus Dreck, Öl und dem Geruch nach nassem Hund war eine attraktive Frau verborgen, das war ihm schon bei ihrem ersten Treffen aufgefallen.
Aber deswegen war er nicht hier.
«Hallo Frau Lempke. Hat alles geklappt?»
Statt zu antworten, rief Lempke die dicke Berta zu sich die, mit einem traurigen Blick in Capous Richtung, ihrer Herrin pflichtschuldig folgte, als diese sich umwandte und Capou hinter sich herwinkte.
Lempke betrieb der Schrottplatz nach dem Unfalltod ihres älteren Bruders alleine, nur unterstützt von stetig wechselnden Aushilfen und stellte eine erste Anlaufstelle für, frisch aus dem Knast entlassene, Straftäter dar. Sie war nicht wählerisch und konnte schnell klar stellen, wer der Chef war und sofern man hart arbeiten konnte, kein Theater machte und ein wenig Ahnung von Fahrzeugen hatte, fand man hier eine wohlwollende und faire Arbeitgeberin.

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Sie führte Capou zwischen Fahrzeugwracks aller Art hindurch, auf das Herz ihres Unternehmens zu, einer vorzüglich ausgestatteten Werkstatt, wo Capous Bestellung auf ihn wartete.
Ein unauffällig aussehender, grüner Opel Astra, verbeult, mit Rost auf dem rechten Kotflügel. Aber unter der Haube sah das Ganze dann schon ein wenig anders aus.
Lempke führte Capou einmal um das Fahrzeug herum und dozierte über die vorgenommenen Anpassungen. Als sie den Wagen zum zweiten Mal umrundet hatten, war sie fertig mit ihren Ausführungen und Capou nahm seinen Rucksack ab, angelte einen Umschlag zwischen den Zeitungen hervor, den er auf der Motorhaube des Wagens platzierte.
Lempke grinste schief, strich sich eine Strähne braunen Haares aus dem Gesicht und griff danach.
Während sie die Scheine beiläufig durchblätterte, stapfte sie über den schlammigen Boden auf ihren Bürocontainer zu, verschwand darin und kam kurz darauf mit zwei Nummernschildern, dem Wagenschlüssel und den gefälschten Papieren zurück.
«Sie wollen mir nicht verraten, was sie vorhaben, oder?»
Ihre intelligenten Augen musterten Capous Gesicht aufmerksam, fast schon offensiv.
«Na, ich möchte auf dem Ring ein wenig angeben!», schmunzelte Capou.
«Wieso nur glaube ich ihnen nicht?»
Er sagte nichts, zuckte nur kaum merklich mit den Schultern.
Sie nickte, drückte ihm alles in die ausgestreckten Hände und sah ihm nachdenklich zu, wie er auf dem Fahrersitz Platz nahm, die dicke Berta zum Abschied streichelte, die Tür zu schlug und den Motor aufheulen ließ. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht als er die Kraft der Maschine erahnte, und auch Lempke wurde von seiner kindlichen Freude angesteckt.
Vergnügt lächelnd, aber auch ein wenig nachdenklich schloss sie das Tor hinter dem davon preschenden Wagen.

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