Gedankenverloren drehte Robert Capou die Visitenkarte hin und her. Unter der aufgedruckten Nummer hatte er niemanden an die Strippe bekommen. Teilnehmer nicht erreichbar hatte ihm eine Computerstimme mitgeteilt. Die Karte gehörte zu Niam, dem Taxifahrer, der in der Nacht vor ein paar Tagen zuerst ihn zu der Schrebergartenanlage und dann Elli von dort weggefahren hatte, während er, Capou, den durchgedrehten und bewusstlosen Lehrer in seinem eigenen Bus vor dem Kreiskrankenhaus geparkt hatte. Eine identische Karte hatte Capou dann in dem Wagen des unbekannten entdeckt, der versucht hatte, ihn zu töten.
Sicher, es könnte sich dabei um einen Zufall handeln. Die Sache war nur … Capou glaubte nicht an Zufälle.
Fuck, dachte er nur und drehte die Visitenkarte weiter zwischen seinen Fingern. Die Nummer führte ins Nichts. Daran würde sich auch nichts ändern, wenn Capou sie noch ein siebtes Mal wählen würde.
Er seufzte, stand dann von dem Bürosessel auf, den er vor seiner Computeranlage, seinem Tempel, geparkt hatte. Er drückte den Rücken durch und streckte sich. Dann ging er in die Küche und machte sich noch einen doppelten Espresso. Während das Mahlwerk des Vollautomaten ratternd seine Arbeit tat, starrte er vor sich hin. Er fühlte sich in die Enge getrieben, ohne genau zu wissen, warum. Aber genau das war ja das Problem. Zu viele Dinge lagen an, Dinge, über die er zu wenig wusste und über die er keine Kontrolle hatte. Er grinste kurz über sich selbst, als ihm bewusst wurde, dass der Mordanschlag auf ihn seinen Geist längst nicht so sehr beschäftigte, wie die merkwürdigen Gefühle, die er Elli gegenüber hegte. Sexuelle Anziehung konnte er ausschließen, da war er sich absolut sicher. Aber warum interessierte das kleine Punker-Mädchen ihn denn dann? Er war nicht unbedingt der fürsorgliche Typ. Für ihn hieß es Fressen oder gefressen werden. So war es schon immer gewesen. Jeder war für das eigene Glück verantwortlich, klare Sache. Woher kam sein Bedürfnis, in ihr Leben einzugreifen? Dass er das Recht dazu hatte, stellte er nicht in Frage. Warum auch? Er konnte es, also durfte er es auch. Fertig. Aber warum wollte er es?
Scheiße, dachte er. Ich werde wohl alt.
Nein.
Müde.
Nur müde.
Eine ganze Weile hatte er wohl in seiner modernen, beinahe schon steril sauberen Küche vor sich hingestarrt, bis er sich aus dem Kreis dieser Gedanken hatte lösen können. Er schüttelte die letzten Reste ab, verbannte ihr Gesicht aus seinem Kopf.
— Unlektorierter Erstentwurf. Hier geht es zu den ersten Bänden der Serie.
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