Geist der Gleise – Harte Endzeit-Action Online Lesen 4

Es war ihm irgendwie unangenehm, hier zu sein. Es war zu normal, zu sehr wie vor dem Krieg. Ein Sessel und eine Couchgarnitur. Eine Stereoanlage mit großen Standlautsprechern, ein großer, flacher Bildschirm. Regale mit Büchern, CDs und Filmen auf DVD. Eine Hausbar in einem hohlen Globus, die er bereits zu zwei Dritteln leergetrunken hatte, während er, ohne wirkliches Interesse, in irgendwelchem Bruckmann-Trash geblättert hatte, bis er auf ein Exemplar von „Herz der Finsternis“ gestolpert war und sich dann an „Apocalypse Now“ erinnerte.
„Das Grauen und der moralische Terror sind deine Freunde.“
War das wirklich so?
Musik und Filme zu konsumieren hatte er bislang vermieden.
Er wollte den Generator nicht anwerfen. Nicht, so lange vielleicht Feinde in der Nähe waren, die das leise Brummen würden hören können. Zwar war er hier, am Ende der Gutleut-Straße, Ecke Untermainanlage, relativ weit vom Hauptbahnhof entfernt, aber trotzdem.
Die spärliche, angeklebte LED-Beleuchtung des Versteckes wurde mit Hilfe von Batterien realisiert, von denen es im Vorratsraum noch hunderte Päckchen gab, und so lange diese nicht aufgebraucht waren, würde er kein Risiko eingehen.
Er stieß sich mit dem linken Bein ab und rollte weiter zum Vorratsraum. Bescheidenheit konnte man dem Ivan wahrlich nicht vorwerfen. Mit den Lebensmitteln würde eine Familie mindestens ein Jahr lang zurechtkommen, mit den Medikamenten und Drogen könnte man ein kleines Krankenhaus oder einen Stall voll Junkies über Wasser halten, und mit den Waffen und der Munition hätte man … nun, hätte man die Schlacht um den Bahnhof vielleicht gewinnen können.

#booksofinstagram #lesen #bookish

«Scheiße!», brüllte Rolf plötzlich in die Leere seines Unterschlupfs hinein. Dann, noch einmal, leiser diesmal: «Verdammte Scheiße!»
Er hasste diesen Gedanken. Diesen Gedanken, der ihn immer wieder heimsuchte, so wie es der Alptraum tat.
Er hätte sich gegen den Ivan durchsetzen sollen. Er hatte die Sachen hierher gebracht, dem Befehl des Russen entsprechend, wie ein braver Soldat.
Wie ein dummer, folgsamer Hauptmann, obwohl er genau gewusst hatte, wie schlecht es um die Bewaffnung seiner Rotärmel stand. Als dann die Armee aus Degenerierten und ihren Verbündeten aufmarschiert war, wäre vielleicht noch Zeit gewesen, sie zu holen. Ein paar Männer, die unentdeckt durch die Tunnel marschierten und mit den Waffen in den Bahnhof zurückkehrten, hätten vielleicht das Züglein an der Waage sein können.
Aber der Ivan war dagegen gewesen.
Hatte nichts von seinen „Schätzen“ opfern wollen.
Hatte sein übliches Gebrüll losgelassen und Rolf hatte sich dem Willen seines Anführers gebeugt.
Wider besseres Wissen.
Gutes Hündchen.
P9, P12, MP5, MP2A1 und MP7, manche davon mit aufgeschraubtem Schalldämpfer, Garand M1-Karabiner, G36, alte G2, G3 und G22, DM51-Handgranaten und Rauchgranaten. Und das war nur der militärische Teil des Arsenals. Hinzu kamen noch zahllose Jagd- und Sportwaffen. All das, und Unmengen an Munition. Sogar kugelsichere Schilde und Westen. Er rollte weiter an den Waffenregalen vorbei und griff sich eine eingeschweißte Packung Zwieback und eine Dose mit in Sahne eingelegten Heringen.
Zurück in dem schmalen Gang hielt inne.
Schreie.
Weit weg und verhallt.
Dieses Versteck war zwar unterirdisch angelegt, aber am Ende war es eben doch nur ein umgebauter Keller und kein echter Bunker.

Eine Seite zurück
Zur vorherigen Seite
Als Taschenbuch kaufen?

Weiterlesen
Hier geht es weiter