Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 8.1 Ein Wolf hatte gerufen

Ein Wolf hatte gerufen und drei antworteten. Und diese drei waren nicht so weit von ihm entfernt, wie er es gerne gehabt hätte. Auch noch nicht so nahe, dass ihm unmittelbare Gefahr drohte, aber er sollte sich wohl besser beeilen.
Die drei Raubtiere die ihren Artgenossen dort getötet hatten, wo auch Rolf seine Verfolger ins Jenseits befördert hatte, waren offenbar doch in der Nähe geblieben. Natürlich konnte es auch sein, dass es sich bei den Wölfen, die das erste, unheimliche Heulen, dem Klang und der Lautstärke nach ein paar hundert Meter entfernt von ihm, beantwortet hatten, um gänzlich andere Tiere handelte.
Aber das glaubte Rolf nicht. Nicht an einemTag, der so seltsam war wie dieser.

Er setzte sich wieder in Bewegung, aktivierte seine letzten Kraftreserven. Gleich würde er wieder bei Mariam sein, bei ihr, in der warmen Hütte und er würde für sie beide ein großes Stück Fleisch über dem Feuer braten und dann würden sie essen und er würde ihr von seinen Abenteuern erzählen, von der Höhle und einfach allem, was er an diesem Tag gesehen und erlebt hatte. Die Wölfe mussten draußen bleiben. Und vielleicht, dachte Rolf, vielleicht würde er Mariams Kind zum ersten Mal halten können.
Seinen Enkel oder seine Enkelin, wenn man so wollte.
Er lächelte.
Er selbst wusste nicht, ob er irgendwann einmal in seinen vielleicht fünfzig oder fünfundfünfzig Lebensjahren ein Kind gezeugt hatte. Er war nie der sesshafte Typ gewesen, wenn man von seiner Zeit im Bahnhof in Frankfurt absehen wollte, wo er Wanda, Mariam und Schütze kennengelernt hatte.

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In dieser Zeit zumindest war er nicht Vater geworden. Und davor war der Krieg gewesen, danach der Kardinal und die Degenerierten und schließlich der Rote Bruch, der die Welt umso viel umfassender verwüstet hatte, als der Krieg es gekonnt hatte.
Es war einfach nicht drin gewesen. Hätte er es verhindern können, hätte sie auf ihn gehört, hätte er auch Mariam davon abgeraten, sich zu verlieben. Aber gegen eine solche Kraft war er schlicht machtlos gewesen. Er dachte zurück. Doch, ja. Die beiden hatten sich geliebt. Und wenn er ehrlich war, ehrlich Mariam gegenüber und vor allem ehrlich gegenüber sich selbst, dann musste er sich eingestehen, dass auch er gewollt hatte, dass es für die beiden funktionierte.
Es war leider anders gekommen.
Erneut lächelte Rolf, ein wenig trauriger diesmal und dann gefror das Lächeln auf seinem Gesicht, als er nahe genug an die Hütte herangekommen war, um zu sehen, dass die Tür offen stand.
Seine Sturheit hatte dafür gesorgt, dass er den Gamsbock trotz dieses Anblicks nicht hatte fallen lassen. Da war er ganz bei dem Fischer aus Der alte Mann und das Meer, da braucht er überhaupt nicht darüber nachzudenken. Trotzdem war er dann gerannt, wenn man die unbeholfenen, panikgetriebenen Bewegungen, die sein Körper vollführt hatte so nennen wollte.
Erst direkt vor der offenstehenden Hüttentür hatte er seine Jagdbeute, die beiden Speere und die Keule abgeworfen und war atemlos in die Hütte gestürmt.

Ein Schrank zertrümmert. Das Fenster zerstört. Die Glasscherben innen. Mariam weg. Die Schrotflinte auf dem Boden. Das Feuer beinahe heruntergebrannt.

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