Schweinemenschen Thriller Online Lesen 2

Von Schweinen und Menschen

Robert Capou verließ im Trainingsoutfit das Gebäude und begann einen langsamen Trab. Er würde heute von seiner üblichen Runde abweichen. Er ließ sein Wohnviertel hinter sich, durchquerte eine von Geschäften, Cafés und Kneipen gesäumte Fußgängerzone, wich Studenten auf Fahrrädern und Müttern mit Kinderwagen aus, während er sich auf seine Atmung konzentrierte und sich in eine Art Beinahe-Trance begab. Sein Körper führte die Bewegungen aus, ohne dass Capou bewusst steuerte. Er liebte diesen Zustand. Der Lauf der Zeit schien verändert und der zusätzliche Sauerstoff brachte nicht nur seinen Kreislauf, sondern auch sein Gehirn auf Touren.
Nach einiger Zeit pausierte Capou an einem kleinen Kiosk am Rande eines Industriegebietes außerhalb der Stadt. Der Betreiber, ein Mann in den Siebzigern, besserte sich die Rente auf, in dem er die Bude betrieb … und er machte einen wunderbaren Kaffee. Nachdem Capou seine Tasse geleert und sich ein wenig ausgeruht hatte, kaufte er noch die Samstagsausgaben der örtlichen Zeitungen, verstaute sie in dem kleinen Rucksack, den er über seiner Trainingsjacke trug und trabte langsam weiter.
Die Titelseiten aller drei Zeitungen hatten die Verhaftung eines Manuel Dörtler zum Thema, und Capou würde sich später noch ein wenig in seinem jüngsten Triumph suhlen, auch wenn es ihm diesmal nicht gelungen war einen finanziellen Vorteil aus seinem kleinen Feldzug zu schlagen. Das blöde Gesicht das Dörtler gemacht hatte, als die Durchsuchungen begannen, war ungleich viel mehr wert gewesen als dessen Privatvermögen.

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Bald hatte Capou die letzten Ausläufer des Industriegebietes hinter sich gelassen und trabte einen Feldweg entlang auf einen kleinen Weiler zu. Die Gebäude waren von mehreren alten Bäumen und Hecken gesäumt. Ein recht großes Areal neben den Häusern und Garagen war von einem selbst gezimmert aussehenden Zaun umschlossen. Maschendraht, Wellblech, Holzbretter, gekrönt von Stacheldraht, ein fast organisches anmutendes Flickwerk aus verschiedenen Werkstoffen und man konnte sehen, dass diese Barriere über die Jahre mit dem Schrottplatz mitgewachsen war.
Die Gebäude selbst befanden sich bestenfalls in mittelmäßigem Zustand, wie Capou erkannte, als er die Zufahrt hinunter und in den Hof trabte.
Schwer atmend, die Hände auf seine Knie gestützt und mit schweißnassem Gesicht schaute er sich um.
Links ein dreistöckiges Wohnhaus mit angebauter Doppelgarage und eine Scheune, die Traktoren beherbergte. Rechts ein deplatziert wirkendes Stück Reihenhaus, das einsam dalag und irgendwie albern wirkte. Vor ihm befand sich das Tor, das den offiziellen Zugang zum Schrottplatz darstellte.
Auf den ersten Blick schien keine Menschenseele hier zu sein, aber die Eingangstür zu einem der Wohngebäude stand offen, und von hinter dem Zaun her konnte er das metallische Kreischen einer Flex hören, das abrupt abbrach, als ein, der Lautstärke nach, großer Hund zu bellen begann und seinen Besuch ankündigte.
Capou war Atmen fertig, wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirn und ging langsam auf das Tor zu.
Gerade als er seine Hand nach dem Tor ausstrecken wollte um es zu öffnen, vernahm er Schritte und das Getrappel von Pfoten auf der anderen Seite der, blickdicht mit Planen verhängten, Maschendrahtkonstruktion und der rechte Torflügel schwang ihm langsam entgegen.

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