Nachwelt 2030 – Im Herzen des Winters – Spannendes Endzeit-Abenteuer Online Lesen 9.1 ein paar kleine Knochen

Der verfluchte Pfeil war mehrere Meter an dem Tier vorbeigezischt, als die mentale Energie Mariams Geist getroffen hatte.

Mariam tastete auf dem Boden herum. Dabei schob sie ein paar kleine Knochen beiseite, die den Boden in der gigantischen Halle an dieser Stelle, wo die Wölfe ihr Lager hatten, überall mehr oder weniger zur Gänze bedeckten. Ein trockenes, klapperndes Geräusch entstand, als Mariam ihre Waffen endlich fand und wieder an sich nahm. Wo war die Wölfin? Mariam drehte sich um.
Ihre Augen hatten sich ans Halbdunkel gewöhnt. Halbdunkel deshalb, weil irgendwo noch ihre Taschenlampe auf dem Boden lag und die Lagerstatt der Wölfe beleuchtete, aber auch deshalb, weil in etwa zwölf Metern Höhe ein Loch in der Decke der Halle war. Ein riesiges Loch mit zackigen, scharfkantigen Rändern, wie von einer Explosion, durch das fahles Mondlicht ins Innere der Halle troff. Die Wölfe hatten sich ihr Lager aus dort ausgesucht, wo tagsüber Sonnenlicht den rissigen Beton erwärmen musste, in Mitten von seltsamen Pilzgewächsen und den abgenagten Knochen unglücklicher Beutetiere.
Auf dem Weg zu der Wölfin, die vom Mondlicht beschienen unterhalb des Loches auf Mariam gewartet hatte, hatte Mariam sich nicht erlaubt, die Halle auszuleuchten oder einer genaueren Begutachtung zu unterziehen. Dennoch hatte sie einiges gesehen. Betonbrocken waren von den Rändern des Loches in der Decke nach unten gestürzt und dort zersplittert. Auch ein wenig Schnee hatte seinen Weg in die Höhle gefunden, tat es dann und wann noch immer, wenn oben, an der Oberfläche der Wind wehte.

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Wenn das passierte, glitzerte das weiße Pulver wie magisch im silbrigen Mondlicht, während es herabfiel und schließlich am Boden taute.
Ja, es war warm hier unten, zumindest relativ. Kein Wunder, dass die Wölfe sich die unterirdische Anlage als ihren Bau ausgesucht hatten. Wobei warm das falsche Wort war. Aber zumindest war es wärmer als oben. Das Ende der Halle konnte man nicht sehen. Sie war zu groß. Weiter hinten erkannte Mariam einen Gabelstapler, auf dem ebenfalls irgendetwas Organisches wuchs und große und zahlreich vorhandene Paletten, auf denen rostige, gelbe Fässer gelagert worden waren, wie sie sie bereits auf dem Weg hierher gesehen hatte. Ein merkwürdiger Geruch lag in der ganzen Halle.

Mariam erinnerte sich, diese Gedanken eher unbewusst gedacht zu haben, aber nicht zuletzt, um ihren Geist dem grausamen Bild zu entziehen, das sich ihr bot. Sie erinnerte sich, wie sie die Wölfin entdeckt hatte. Vom Mondlicht beschienen stand sie da, auf ihren vier Pfoten. Angespannt, aber entschlossen wirkte das Tier, so wie Mariam selbst. Zu den Füßen des mächtigen Tieres ein leise wimmerndes Bündel. Ihr Sohn. Er musste frieren, musste Angst haben. Das gab Mariam Kraft. Mariam hatte die Taschenlampe auf den Boden gelegt, so, dass sie auf die Wölfin zeigte. Erst dann war Mariam weitergegangen, am äußeren Rand des Lichtstrahls, halb in Dunkelheit gehüllt, den Bogen gespannt und auf ihr Ziel gerichtet. Nur ein wenig näher …
Kaum hatte sie drei weitere Schritte getan, hatte sie der Gedankenschlag von den Füßen geholt. Die Wölfin hatte sich dazu nicht bewegt, nicht einen Millimeter.

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